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Montag, 29. Dezember 2014

Fränkische Küche: Saure Zipfel - Rezept aus dem Lesekochbuch Bayreuth




Ich hoffe Ihr habt alle Weihnachten gut überstanden und hattet einpaar schöne besinnliche Tage im Kreise Eurer Lieben. Ich persönlich schlemme noch über die Weihnachtstage hinaus fröhlich weiter. Mein Vorsatz kulinarisch kürzer zu treten ist erst ab Neujahr gültig und das dann auch wie ich mich kenne höchsten 3 Tage lang. 

Also tut mir leid, es gibt keinen Fitness-Salat oder so, aber dafür leckere lokale Küche. Nämlich die fränkische! Köstlich und obendrein super einfach zu machen - Saure Zipfel

Zum ersten Mal in meinem Leben habe ich von sauren Zipfeln gehört als ich noch zarte 19 Jahre alt war. Ich bin ja in einem türkischen Haushalt aufgewachsen, da gab es keine Zipfel - weder sauer noch süß.^^ Meine damalige Arbeitskollegin erzählte eines Tages mal in der Mittagspause, dass sie bei ihrer Oma essen war und dass sie leckere saure Zipfel zubereitet hätte. Ich konnte zu dem Zeitpunkt nicht mal mit dem Namen was anfangen und fragte neugierig was das denn sei, es klang nicht mal appetitlich. Und ganz ehrlich, als sie mir erzählte, dass es sich um Bratwürste in Essig-Sud handle, wurde mir ganz flau im Magen. Ich kannte natürlich die leckeren Nürnberger Bratwürste - aber vom Grill! Essigsud? wahhhhhhhh....

Und dann viele Jahre später - genau genommen so 17 Jahre später - kam ausgerechnet ein Preuße um die Ecke und setzte mir Fränkin saure Zipfel vor die Nase. Nun ja, es ist lokale Kost und als stolze Fränkin kann man ja schlecht zugeben, dass man sich davor gruselt - jedenfalls nicht gegenüber einem Preußen, der sowieso immer nur Witze über Franken macht! Ich kleiner verkappter Lokalpatriot.^^ Ich biss also beherzt und todesmutig in die Bratwurst, die in dem Fall ja eigentlich eine Brühwurst war und dann, ja dann war es um mich geschehen. Ich liebe seitdem saure Zipfel und ärgere mich vielmehr, dass ich sie nicht schon viel früher probiert habe! 

Sie einmal auch selbst zu zubereiten kam mir bislang nicht in den Sinn bis ich eines Tages dieses tolle Lesekochbuch im Postkasten hatte. Da entdeckte ich das Rezept und es stand sofort fest, das werde ich als erstes versuchen. 






Das Buch Bayreuth ist im Sutton Verlag erschienen und handelt wie der Name schon vermuten lässt von der regionalen Küche. Die beiden Autoren stammen aus Bayreuth, daher sind in diesem liebevollen Buch Rezepte drin, die sie von ihren Müttern und Großmüttern kennen. Auch wenn das Buch der Bayreuther Hausmannskost gewidmet ist, sind natürlich fast alle Gerichte in ganz Franken bekannt, man kann also den Inhalt auch auf die fränkische Küche ausbreiten. 

Höchst herzerwärmend sind nicht nur die Rezepte sondern auch die vielen Geschichten, Sinnsprüche und Gedichte mit denen dieses Buch bespickt ist und das schöne daran - auch noch in Mundart. Ich habe jedenfalls an vielen Stellen geschmunzelt und auch mal herzlich gelacht. Wer den Dialekt nicht versteht braucht aber keine Angst zu haben. Die Geschichten sind alle auch in Hochdeutsch nochmals abgedruckt. 

Die Rezepte selbst sind in Kategorien Suppen, Warmes, Süßes, Gebäck, Brotzeit und Getränke aufgeteilt. Und dann gibt es noch ein Mundart-Wörterbuch sowie einen Einblick in das Bayreuther Leben :)

Die Rezepte sind durchgehend bebildert. Die Aufmachung des Buches kommt etwas rustikal daher, so altbacken, aber ich finde thematisch genau passend. Es vermittelt Heimat, Tradition und alles was Leib und Seele gut tut. Wenn man sich drauf einlässt, ist es fast so als säße man in Omas Stube. 

Fazit: alles in allem ist das ein wirklich schönes Buch und die Anschaffung wert, wenn man lokale Küche mag. Auch sicherlich toll als Geschenkidee. Ich liebe ja die deutsche Küche und noch mehr die fränkische und danke Gott jedesmal, dass mein Vater als Gastarbeiter nicht irgendwo in Deutschland sondern in Franken gelandet ist. Was wäre nur das Leben wert ohne Kloß mit Soß'?! ^^ Daher bin ich wirklich Feuer und Flamme für dieses Buch.

Ach, und damit Ihr Euch nicht nur an dem Bild satt sehen müsst, gibt es hier noch das Rezept für die sauren Zipfel.

Ihr braucht: 

1L Wasser
1/2 Tasse Essig (ich habe Weißweinessig genommen)
1/2 Tasse Weißwein
3 Zwiebeln
Salz
1 EL Zucker
2 Lorbeerblätter
4-8 Bratwürste 


Zubereitung:

Zunächst bringt Ihr in einem geeigneten Topf Wasser, Essig und Wein zum Kochen. In der Zwischenzeit schneidet Ihr die Zwiebeln in feine Ringe. Sobald das Wasser-Essig-Gemisch kocht gebt Ihr die  Zwiebeln, Salz, Zucker und Lorbeeren hinzu und lässt es noch ein wenig köcheln. Dann schaltet Ihr die Hitze runter, so dass der Sud nicht mehr kocht sondern nur noch simmert und gebt die Bratwürste hinein und lässt sie ca. 15 Minuten ziehen.

Danach in einem tiefen Teller die Bratwürste mit etwas Sud und Zwiebeln anrichten. Man isst gerne eine Semmel dazu, ich persönlich habe als Sättigungsbeilage noch Salzkartoffeln gemacht.

Ich wünsche Euch allen viel Spaß beim Nachmachen. 

Bleibt mir hungrig!
Eure Sibel


Das Buch Bayreuth wurde mir freundlicherweise vom Sutton Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt, allerdings beeinflusste dies meine oben beschriebene Meinung nicht. 

Sonntag, 23. Februar 2014

Kreisch vor Glück!!

Nein, ich habe mir nichts bei Zalando bestellt sondern nur von amazon, aber dafür den Postboten genauso angekreischt am nächsten Tag, als ich meinen Bräter von Staub in meinen Armen hielt.^^ Ein kleiner Traum wurde wahr.

Ich musste das gute Ding erstmal beiseite stellen und verreiste nach Berlin. Wir feierten, tranken, aßen und ich kam zurück aus Berlin. Als ich noch beim Ausziehen meiner Schuhe war fiel mein Blick auf den Bräter auf dem Sideboard und ich so: "ohh, ein Bräter!" *kreisch* 5 Sekunden Stille und ich so: "was macht denn ein Bräter hier auf meinem Sideboard?"..weitere 5 Sekunden Stille und ich so: "ohhhhh, das ist ja meiner!!!" *kreisch*

Während des Berlin Aufenthaltes war mir doch tatsächlich komplett entfallen, dass ich einen Bräter besitze, weil ich es kurz vor unserer Abreise erhielt und gar keine Zeit hatte mich näher damit zu beschäftigten. *lach* Ich habe so ein bisschen was von Dori aus Findet Nemo..."leicht" vergesslich würde ich mal sagen, wer den Film kennt, wird schon wissen was ich meine.^^ Aber hey, so konnte ich mich wenigstens mehrmals über den Bräter freuen. Und wer sich jetzt an dieser Stelle denkt "mein Gott, krieg Dich wieder ein Mädel, es ist nur ein Bräter!"...weil er meine Freude schon etwas übertrieben findet - um nicht das Wort peinlich zu benützen, der hat mich noch nie gesehen, wenn ich eine in Vergessenheit geratene Chipstüte im Schrank wiederentdecke!!! :)))

Warum ich Euch das alles erzähle, nun heute wurde der Bräter endlich mal eingeweiht und zwar gleich mal mit einem Fränkischen Sauerbraten, der seit Tagen in der Beize liegt. 




Ich liebe Sauerbraten und ich glaube es war das erste deutsche Gericht, welches ich in meinem Leben gegessen habe. Da ich ja in einem türkischen Haushalt groß wurde, musste ich erst eine Busreise in ein bekanntes Versandhaus a la Kaffeefahrt mit 12 Jahren antreten (zu meiner Verteidigung solchen Fahrten beigewohnt zu haben kann ich nur sagen, dass ich damals jung und fremdbestimmt war^^), um diese Köstlichkeit mal kennenzulernen. Seitdem bin ich ein großer Fan der Deutschen Küche - insbesondere der fränkischen Küche - und liebe Braten in allen Variationen mit Kloß und Soß'!!!

Ja, und heute war nun Premiere! Und ich will nicht übertreiben, ich hätte nicht gedacht, dass der mir so gut gelingt, dass es eins zu eins wie im Restaurant schmeckte! Wow!!! 

Wer fränkischen Sauerbraten mag, sollte unbedingt mal dieses Rezept probieren..sooo lecker!

Ihr braucht für 2 Personen: 

1kg Bug/Nuss vom Rind oder falsches Filet vom Jungbullen

Für die Marinade:
500ml Rotweinessig
2 Zwiebeln
1 Päckchen Suppengrün (Karotte, Sellerie, Lauch, Petersilienwurzel)
8 Wacholderbeeren
5 Körner Piment
2 Lorbeerblätter
10 Körner Pfefferkörner, weiß
4 Gewürznelken
1EL Salz
1EL Pfeffer
1EL Zucker

Außerdem:
2 EL Butterschmalz
2 EL Tomatenmark
1 Päckchen Soßenkuchen
n.B. saure Sahne 

Und so geht's:

Das Gemüse grob schneiden, in ein großes Behältnis geben. Alle Gewürze für die Marinade hinzufügen und das ganze mit dem Rotweinessig und 750ml Wasser aufgießen. Das Fleisch darin 3-4 Tage beizen. Dabei sollte das Fleisch bedeckt sein, falls die Flüssigkeit nicht ausreicht, Wasser nachgießen. Täglich das Fleisch einmal in der Marinade wenden.

Am Tag der Zubereitung, nehmt Ihr das Fleisch aus dem Sud und tupft es gut ab. Es sollte nun eine halbe Stunde bei Raumtemperatur ruhen. Das Fleisch sollte nämlich nicht kalt angebraten werden.
In der Zwischenzeit siebt Ihr die Marinade durch ein Sieb und entfernt die Lorbeerblätter. In einem Bräter erhitzt Ihr nun Butterschmalz, würzt das Fleisch mit Pfeffer und bratet es von allen Seiten scharf an, so dass es richtig gut Farbe bekommt. Ihr nehmt das Fleisch beiseite und gebt in den Bräter nun das Gemüse zusammen mit den Gewürzen, welches nun abgetropft ist und bräunt es schön an. Dabei gebt Ihr auch das Tomatenmark dazu. Je brauner das Gemüse wird, desto kräftiger wird die Farbe der Soße später.




Nun löscht Ihr das Ganze mit der Hälfte der Marinade ab und lässt es einmal aufkochen. Legt das Fleisch wieder hinein, schließt den Deckel und lasst es 2 Std. bei 200°C Ober-/Unterhitze im Ofen schmoren. Dabei das Fleisch immer wieder mal wenden und vom Sud nachgießen, falls nötig. 
Nach 1 Stunde den Soßenkuchen nach Packungsanleitung aufquellen lassen und in den Sud unterrühren. 
Nach beendeter Garzeit den Braten in dünne Scheiben schneiden und beiseite legen. 




Den Sud durch einen Sieb geben, abschmecken und eventuell mit Sauerrahm verfeinern. Kleiner Tipp am Rande: Falls Euch die Soße zu sauer ist, nimmt etwas mehr Salz, das hebt die Säure auf. Wer es etwas süßer haben möchte, gibt noch etwas Zucker in die Soße. Die Fleischscheiben wieder in die Soße legen und bis zum Service warmhalten.

Das mag alles zunächst unglaublich kompliziert klingen, am Ende ist es aber eigentlich eine ganz simple Gelegenheit und sieht angerichtet aus wie ganz großes Kino. Das einzige Manko ist eigentlich nur die Tatsache, dass man dieses Gericht nicht spontan zubereiten kann. 

Ich fand das Rezept recht authentisch und bin begeistert, dass es selbst für Grünschnabel wie mich absolut gelingsicher war. Aber vielleicht liegt's ja auch an meinem tollen Bräter *schwärm*

Viel Spaß beim Ausprobieren!


Liebste Grüße,
Eure Sibel